Klebstoff-Auftragssystem richtig reinigen

21. Dezember 2023 11 min.

Robert Seiferth, Technischer Kundenbetreuer, Robatech Deutschland

Verschmutzungen und Ablagerungen im Klebstoff-Auftragssystem sind die häufigsten Ursachen für Störungen. Um diesen entgegenzuwirken, gilt es, das ganze System stets sauber zu halten. In diesem Blog erfahren Sie, wie Sie Ihr Klebstoff-Auftragssystem einfach reinigen und damit den Betrieb sicherstellen, sogar die Lebensdauer verlängern und eine optimale Auftragsqualität erreichen können.

Sauberes Schmelzgerät Easy: Blick ins Tankinnere

Der Reinigungsbedarf eines Klebstoff-Auftragssystems hängt unter anderem von der Art des Klebstoffsystems, dessen Nutzung und den Umgebungsbedingungen ab. Generell kann man sagen, dass je kürzer die Durchlaufzeit und je niedriger die Verarbeitungstemperatur des Schmelzklebstoffs ist, desto geringer ist die Gefahr von Ablagerungen im Gerät. Faktoren, die eine häufigere Reinigung des Geräts oder des Systems erfordern, sind:

Wechsel des Schmelzklebstofftyps
Hohe Verarbeitungstemperatur
Hohe Verarbeitungsmengen
Einsatz von Schmelzklebstoffen mit geringer Wärmestabilität
Staubige Produktionsumgebung

KLEBSTOFF-AUFTRAGSSYSTEM REINIGEN: DER RICHTIGE ZEITPUNKT

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Reinigung oder Wartung Ihres Klebstoff-Auftragssystems? Es kommt darauf an. Die Frage ist: Wie wichtig ist Ihnen die ständige Verfügbarkeit Ihres Klebstoff-Auftragssystems?

Je höher Sie die Systemverfügbarkeit bewerten, desto eher werden Sie bereits präventiv Massnahmen ergreifen, um Ihr System vor möglichen Ausfällen zu schützen. Sind die negativen Auswirkungen eines Systemausfalls jedoch gering, weil Sie zum Beispiel ein Ersatzsystem haben, dann sieht die Sache anders aus. Dann ist Ihnen präventive Wartung vielleicht zu zeitaufwändig oder zu kostspielig.

Allerdings ist es in keinem Fall eine gute Lösung, zu warten, bis die Maschine stillsteht, da Sie dadurch grössere Schäden riskieren. Heizschläuche können zum Beispiel durch Verkorkungen so stark verstopfen, dass sie nicht mehr gereinigt werden können und ersetzt werden müssen. Oder wenn Klebstoff beim Einfüllen um die Tanköffnung herum verschüttet und nicht beseitigt wird, kann er an der Tankwand ins Innere des Geräts fliessen und dort Klebstoffklumpen bilden. Ist erst einmal der Übertemperaturschalter verklebt, schaltet sich das System ab. Und eine zeitintensive Reparatur steht an.

Schmelzgerät ohne Haube. Klumpen von Klebstoff haften an der Aussenseite des Klebstofftanks Klebstoffklumpen an der Aussenseite des Klebstofftanks legen das ganze System lahm.

Ich empfehle Ihnen, Wartungsfenster und andere Stillstandszeiten regelmässig für präventive Reinigungsarbeiten zu nutzen. Orientieren Sie sich an den folgenden Punkten, und entscheiden Sie dann, wann für Sie der richtige Zeitpunkt ist.

Optischer Zustand Ihres Systems: Ist es frei von Staub und Klebstoffresten?
Fehlermeldungen: Schalten Sie Systemmeldungen ein, um daran erinnert zu werden, Filter, Schläuche und Düsen zu reinigen oder zu überprüfen.
Veränderungen im Klebstoffdurchfluss: Das Klebstoff-Messsystem AMS (Adhesive Measuring System) liefert Ihnen Hinweise, die unter anderem auf Verstopfungen von Klebstofffiltern im Schmelzgerät oder Auftragskopf und der Auftragsdüse deuten.

WAS SIE BEI DER REINIGUNG IHRES KLEBSTOFF-AUFTRAGSSYSTEMS BEACHTEN SOLLTEN

Nachdem Sie geklärt haben, wann Sie reinigen, stellt sich nun die Frage, wie Sie das tun. Ich werde oft gefragt, mit welchen Reinigungsmitteln ein Klebstoff-Auftragssystem gereinigt werden soll. Im Normalfall mit gar keinem! Am wichtigsten ist – und dafür brauchen Sie nicht einmal einen Wartungsplan – dass Sie Ihre Geräte äusserlich sauber halten. Das heisst, Klebstoffreste an der Düse des Auftragskopfes regelmässig mit einem fusselfreien Tuch oder Papier abwischen, Tankdeckel reinigen, sowie die Umgebung von Staub und Verschmutzung freihalten. Übrigens: Geräte, die offensichtlich nicht gereinigt wurden, verlieren ihren Anspruch auf Garantie.

Verschmutztes Schmelzgerät Vision In einer staubigen Umgebung ist die äussere Reinigung besonders wichtig

KLEBSTOFFTANK REINIGEN

Überprüfen Sie ihren Klebstofftank regelmässig. Ist der Klebstoff sauber und klar, ist alles in bester Ordnung – Sie müssen nichts unternehmen. Wenn sich der Klebstoff aber dunkel verfärbt oder Sie Verschmutzungen feststellen – und seien es nur mohnsamengrosse, dunkle Punkte, die im flüssigen Klebstoff schwimmen – ist es an der Zeit, den Klebstofftank zu reinigen. Dazu muss der gesamte Klebstoff abgelassen werden. Es empfiehlt sich deshalb, dies am Ende der Schicht zu tun, wenn sich nur noch wenig Klebstoff im Tank befindet. Klebstoffreste im Klebstofftank lassen sich meist mit einem Holzschaber und einem fusselfreien Putzlappen entfernen.

Weisses Klebstoffgranulat auf gelblicher Klebstofffläche Je dunkler sich der Klebstoff verfärbt hat, desto nötiger ist eine Reinigung

Klebstofffilter aus Gewebe können, wenn sie stark verschmutzt sind, in aufgeheiztem technischen Weissöl eingelegt werden. Dieses schmilzt den Klebstoff auf, so dass er sich aus dem Filter löst. Robatech nutzt dafür eine Fritteuse mit zwei getrennten Behältern: einen für die Vorreinigung und einen für die Endreinigung. Filter aus Sinterbronze können nicht so gereinigt werden und müssen deshalb ersetzen werden.

Nach der Reinigung des Klebstofftanks und des Filters können Sie neuen Schmelzklebstoff einfüllen. Ein gereinigter Klebstofftank mit sauberem Filter ist die Voraussetzung für die nachfolgende Reinigung der Heizschläuche und Auftragsköpfe.

HEIZSCHLAUCH REINIGEN

Ein Heizschlauch lässt sich nur durch Spülen mit neuem Klebstoff reinigen. Durch das Spülen wird der alte Klebstoff vom neuen Klebstoff verdrängt. Es sind weder Reinigungsmittel noch irgendwelche Werkzeuge notwendig. Bohren Sie niemals mit Fremdkörpern im Heizschlauch!

Senken Sie die Temperatur im Klebstofftank und im Heizschlauch um
ca. 20° C ab. Dadurch wird der Klebstoff zäher und nimmt Verschmutzungen und Verkorkungen besser mit.
Fördern Sie so lange sauberen Klebstoff durch den Schlauch, bis der Klebstoff klar aus dem Heizschlauch herausfliesst.

Gereinigte Heizschläuche leben länger

Spülen Sie den Heizschlauch regelmässig durch – z. B. jährlich bei einer Komplettreinigung des ganzen Klebstoff-Auftragssystems. Es dauert nicht länger als 10-15 Minuten. Tun Sie’s hingegen nicht, können sich Verkokungen im Schlauchinnern festsetzen und der Schlauch kann buchstäblich zuwachsen. Wenn dann nicht mehr genug Klebstoff durch den Schlauch fliesst, erhöht das Bedienpersonal oft den Pumpendruck. Dies schafft aber nur kurzfristig Abhilfe. Danach erhöhen sie die Temperatur, damit der Klebstoff dünnflüssiger wird und wieder fliesst. Das Problem ist jedoch, dass er dann noch schneller verbrennt. Statt das Problem zu lösen, verschärfen sie es.

AUFTRAGSKOPF REINIGEN

Auch die Auftragsköpfe können ganz einfach mit sauberem Klebstoff durchgespült werden. Entfernen Sie zuerst die aufgeheizten Auftragsdüsen und Filter und reinigen Sie diese. Stechen Sie mit der Reinigungsnadel sanft in die Bohrung der Düse, um Verschmutzungen zu entfernen. Beseitigen Sie dann Klebstoffreste aussen an der Düse mit einem feinen Schleifmittel oder legen Sie die Düse in heisses Reinigungsöl ein. Blasen Sie die Auftragsdüse anschliessend mit Druckluft aus.

Links verschmutzte Auftragsküse, rechts gereinigte Auftragsdüse Gereinigte Auftragsdüsen sorgen für ein perfektes Auftragsbild

Den Klebstofffilter des Auftragskopfs können Sie wie die Düse in heisses Reinigungsöl einlegen, aber niemals zusammen! Denn die groben Schmutzpartikel, die sich aus dem Filter lösen, sollten keinesfalls in die dünne Bohrung der Düse gelangen. Sie könnte sonst verstopfen.

Links neuer Klebstofffilter für Auftragskopf, rechts verkohlter Klebstofffilter Bei einem so stark verkohlten Filter lohnt sich die Reinigung nicht mehr. Er kann ausgetauscht werden.

FAZIT

Sie sehen, es sind einfache Reinigungsarbeiten, die über die Lebenszeit und Verfügbarkeit Ihres Klebstoff-Auftragssystems massgeblich mitentscheiden. Sie haben es in der Hand. Was Sie dazu brauchen, ist keine ausgeklügelte Technologie, sondern vor allem Ihr gesunder Menschenverstand und die Klugheit, die vorhandenen Möglichkeiten effizient zu nutzen. Oder wie sehen Sie das?

Robert Seiferth, Technischer Kundenbetreuer, Robatech Deutschland

Robert Seiferth ist Technischer Kundenbetreuer und Schulungstrainer bei Robatech Deutschland. Seit 12 Jahren betreut er die Service-Hotline und unterstützt so Kunden aus den verschiedensten Branchen bei technischen Problemen. In Anwenderschulungen gibt er sein Know-how an die Kunden weiter.